22. Mai 2024 / Weltnews

Prozess um Polizeischüsse: Angeklagter drückt Bedauern aus

Der Tod eines jungen Flüchtlings im September 2022 sorgte bundesweit für Entsetzen. Bei dem Polizeieinsatz in Dortmund fielen Schüsse. Der Schütze wendet sich nun an die Familie.

Die angeklagten Polizeibeamten und ihre Verteidiger im Landgericht Dortmund.

Im Prozess um tödliche Polizeischüsse auf einen jungen Flüchtling in Dortmund hat erstmals einer der Angeklagten sein Bedauern ausgedrückt. Nach seiner über einer Stunde dauernden Aussage und Befragung vor dem Landgericht Dortmund richtete der 30-jährige Polizeibeamte seine Worte direkt an die als Nebenkläger anwesenden Brüder des Opfers.

«Ich spreche der Familie mein Mitgefühl aus. Ich bin für den Tod verantwortlich. Es trifft mich sehr und macht mich traurig. Ich kann mir nicht vorstellen, was es bedeutet, ein Familienmitglied zu verlieren», sagte der seit September 2022 suspendierte Beamte. Er erwarte nicht, dass die Familie ihm verzeihe. Er habe das Gesicht des Jungen jeden Tag vor Augen. Bei seiner Berufswahl habe er immer gehofft, dass er nie in so eine Situation komme, sagte der Beamte.

Der Anwalt der Nebenkläger, Thomas Feltes, begrüßte die Erklärung. Darauf habe die Familie gewartet. Das 16-jährige Opfer starb kurz nach der Schussabgabe im Krankenhaus. 

Bei der Schilderung des Einsatzes am 8. August 2022 blieb der wegen Totschlags angeklagte Beamte wie der Einsatzleiter bei einem früheren Prozesstag bei seiner Einschätzung. Die Schüsse seien gefallen, weil der 16-jährige Senegalese in hohem Tempo mit einem Messer in der Hand auf seine Kollegen zugelaufen sei. Für einen Warnschuss sei keine Zeit gewesen, sagte er auf Nachfrage. Zuvor hatte Mouhamed Dramé mit einem Messer auf sich selbst gerichtet in einem Innenhof einer Jugendhilfeeinrichtung gehockt. Mit dem Einsatz von Pfefferspray hatten zwei Beamte zuvor versucht, ihn zu entwaffnen. Das Landgericht Dortmund muss klären, warum die zunächst statische und als Suizidversuch eingeschätzte Lage eskalierte.

Angeklagt sind auch der 55-jährige Einsatzleiter, zwei Polizistinnen (29 und 34 Jahre) und ein weiterer Polizist (34). Während Letzteren gefährliche Körperverletzung im Amt durch den ungerechtfertigten Einsatz von Pfefferspray und Tasern vorgeworfen wird, legt die Staatsanwaltschaft dem Vorgesetzten Anstiftung dazu zur Last.


Bildnachweis: © Carsten Linnhoff/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Erste West-Nil-Virus-Infektion erfasst - «erhöhte Aktivität»
Weltnews

Mit dem West-Nil-Virus übertragen einheimische Stechmücken seit einigen Jahren einen potenziell tödlichen Erreger. In diesem Jahr könnte es vergleichsweise viele Fälle geben.

weiterlesen...
Institut: Wieder sterben zahlreiche Amseln am Usutu-Virus
Weltnews

Vor sechs Jahren sind in Deutschland zahlreiche Amseln gestorben. Ein Grund dafür war das Usutu-Virus. Es ist auch 2024 wieder aktiv - viele tote Tiere werden gemeldet.

weiterlesen...
Untergang vor Sizilien: Eine Party wird zum Alptraum
Weltnews

Eine Luxusjacht sinkt vor Sizilien in einem Sturm, Überlebende schildern dramatische Szenen. Unter den Vermissten sind auch der «britische Bill Gates» und seine 18-jährige Tochter.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Virologin: Corona-Welle steht bevor - kein Grund zur Sorge
Weltnews

Wenn es kalt wird, halten sich viele Menschen naturgemäß mehr in Innenräumen aus - und infizieren sich häufiger mit Atemwegserkrankungen wie Corona. Was für die kommende Saison zu erwarten ist.

weiterlesen...
Aufräumarbeiten an vielen Orten - Elbe und Oder steigen an
Weltnews

In den Nachbarländern beginnen die Menschen mit Aufräumarbeiten nach der Flut. An der Elbe dürften die Pegelstände allerdings weiter steigen. Auch die Oder-Regionen wappnen sich für Hochwasser.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Virologin: Corona-Welle steht bevor - kein Grund zur Sorge
Weltnews

Wenn es kalt wird, halten sich viele Menschen naturgemäß mehr in Innenräumen aus - und infizieren sich häufiger mit Atemwegserkrankungen wie Corona. Was für die kommende Saison zu erwarten ist.

weiterlesen...
Aufräumarbeiten an vielen Orten - Elbe und Oder steigen an
Weltnews

In den Nachbarländern beginnen die Menschen mit Aufräumarbeiten nach der Flut. An der Elbe dürften die Pegelstände allerdings weiter steigen. Auch die Oder-Regionen wappnen sich für Hochwasser.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner