9. September 2024 / Weltnews

Aale entkommen dem Magen eines Raubfisches

Wer einmal gefressen wurde, dessen Ende ist normalerweise besiegelt. Nicht so bei Japanischen Aalen. Manche schaffen es wieder nach draußen.

Verschluckt und schon im Magen: Manche Aale überleben das, indem sie den Rückwärtsgang einlegen.

Junge Japanische Aale kennen einen Weg, um dem Magen eines Raubfisches zu entkommen: Mit ihrer dünnen Schwanzspitze voraus schlängeln sie sich zurück in die Speiseröhre und von dort weiter rückwärts durch die Kiemen in die Freiheit. Forschende der japanischen Universität Nagasaki konnten das Verhalten mit Video-Röntgenaufnahmen erstmals dokumentieren.

Diese Verteidigungstaktik sei einzigartig, sagte Forschungsteam-Mitglied Yuuki Kawabata. «Diese Studie ist die erste, die die Verhaltensmuster und Fluchtprozesse von Beutetieren im Verdauungstrakt von Raubtieren beobachtet.»

In einer früheren Studie hatte das Team schon gezeigt, dass die jungen Japanischen Aale (Anguilla japonica) aus den Kiemen des Süßwasser-Raubfischs Odontobutis obscura entkommen. Aber der genaue Fluchtweg war unklar, weil die Forschenden nicht in den Fisch hineinschauen konnten. 

9 von 32 Jungaalen schafften die Flucht

Für die neue Studie, die in der Fachzeitschrift «Current Biology» erschienen ist, injizierten die Forschenden den jungen Aalen ein Kontrastmittel, um sie auf den Aufnahmen sichtbar zu machen. Insgesamt beobachteten sie, wie 32 junge Aale zumindest teilweise verschluckt wurden. 28 davon versuchten, über die Speiseröhre zu entkommen. 9 gelang die Flucht. 

«Zu Beginn des Experiments vermuteten wir, dass die Aale direkt aus dem Maul des Raubtiers in die Kiemen entkommen würden», sagte Kawabata. «Entgegen unseren Erwartungen waren wir jedoch erstaunt, als wir die verzweifelte Flucht der Aale aus dem Magen des Raubtiers in die Kiemen beobachten konnten.»

Nur wenig Zeit, um den Ausgang zu finden

Die Flucht kann auch deshalb gelingen, weil die Raubfische ihre Beute zusammen mit Wasser rasch komplett verschlucken. Bleiben die Jungaale im Verdauungstrakt, werden sie durch die sehr saure und anaerobe Umgebung getötet. Nach drei bis vier Minuten hören die Aale im Magen normalerweise auf, sich zu bewegen - es sei denn, sie finden vorher den Ausgang.

Japanische Aale sind in Japan und China weit verbreitet. Allerdings gehen ihre Bestände zurück, sie werden auf der Roten Liste als stark gefährdet geführt. Wie Europäische Aale auch schwimmen junge Japanische Aale aus dem Meer in die Flüsse ein und steigen in die oberen Flussabschnitte sowie in Gebirgsseen auf. Nach mehreren Jahren im Süßwasser wandern sie flussabwärts und gelangen ins Meer, wo sie ablaichen.


Bildnachweis: © Yuha Hasegawa and Yuuki Kawabata/ Nagasaki University/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Brückeneinsturz in Dresden - Desaster mit glimpflichem Ende
Weltnews

Ein Teil der Carolabrücke in Dresden stürzt in der Nacht in die Elbe. Eine wichtige Verkehrsader ist unpassierbar. Die Stadt entgeht knapp einer Katastrophe. Wie konnte das passieren?

weiterlesen...
Boris Becker und Lilian de Carvalho Monteiro feiern Hochzeit
Weltnews

Die Kulisse: Portofino an der Mittelmeer-Küste, Italiens reichste Gemeinde. Hier feiert der Ex-Tennisstar Hochzeit mit Lilian de Carvalho Monteiro, die ihm auch während der Haft zur Seite stand.

weiterlesen...
Teile Tschechiens, Polens und Österreichs sind unter Wasser
Weltnews

Ganze Regionen in Tschechien leiden unter einem Jahrhunderthochwasser. Auch in Gebieten in Polen und Österreich gibt es Überschwemmungen. In Deutschland steigen ebenfalls die Pegelstände.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Physik-Nobelpreis geht an KI-Grundlagenforscher
Weltnews

Der Medizin-Nobelpreis wurde am Montag bereits zwei Forschern für ihre Entdeckungen zur Genregulation zugesprochen. Nun hat die Jury auch die Preisträger für Physik benannt.

weiterlesen...
Freispruch für Christian B. - 47-Jähriger bleibt in Haft
Weltnews

Nach acht Monaten Prozess wird Christian B. freigesprochen. Beendet ist seine Zeit im Gefängnis damit aber nicht. Was die Ermittlungen im Fall Maddie gegen ihn ergeben, bleibt auch unklar.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Physik-Nobelpreis geht an KI-Grundlagenforscher
Weltnews

Der Medizin-Nobelpreis wurde am Montag bereits zwei Forschern für ihre Entdeckungen zur Genregulation zugesprochen. Nun hat die Jury auch die Preisträger für Physik benannt.

weiterlesen...
Freispruch für Christian B. - 47-Jähriger bleibt in Haft
Weltnews

Nach acht Monaten Prozess wird Christian B. freigesprochen. Beendet ist seine Zeit im Gefängnis damit aber nicht. Was die Ermittlungen im Fall Maddie gegen ihn ergeben, bleibt auch unklar.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner